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BFH-Urteil vom 19.3.2009 (IV R 78/06) BStBl. 2009 II S. 803

Das einzelne Geschäftslokal eines Filialeinzelhandelsbetriebs ist in aller Regel auch dann eine wesentliche Betriebsgrundlage, wenn auf das Geschäftslokal weniger als 10 % der gesamten Nutzfläche des Unternehmens entfällt.

AO §§ 119, 157; EStG § 15; GewStG §§ 2, 5.

Vorinstanz: FG Köln vom 9. März 2006 15 K 801/03 (EFG 2006, 832)

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BFH-Urteil vom 26.3.2009 (VI R 59/08) BStBl. 2009 II S. 808

Es ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, dass die zumutbare Belastung bei getrennter Veranlagung von Ehegatten vom Gesamtbetrag der Einkünfte beider Ehegatten berechnet wird.

EStG § 26a Abs. 2 Satz 1, § 33 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1; GG Art. 3 Abs. 1, Art. 6 Abs. 1.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 24. September 2007 6 K 83/07 (EFG 2008, 792)

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BFH-Urteil vom 1.4.2009 (IX R 31/08) BStBl. 2009 II S. 810

Ein Auflösungsverlust i.S. von § 17 Abs. 2, 4 EStG ist auch zu berücksichtigen, wenn der Steuerpflichtige eine wesentliche Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft erwirbt, die Beteiligung innerhalb der letzten fünf Jahre vor der Auflösung der Gesellschaft aber auf einen Prozentsatz unterhalb der Grenze des § 17 Abs. 1 EStG abgesenkt wird.

EStG § 17 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 4.

Vorinstanz: FG Hamburg vom 5. Mai 2008 6 K 97/06

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BFH-Urteil vom 14.5.2009 (IV R 44/06) BStBl. 2009 II S. 811

1. Durch eine Nutzungsänderung ohne Entnahmeerklärung verlieren ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Grundstücke ihre Eigenschaft als landwirtschaftliches Betriebsvermögen nur, wenn eine eindeutige Entnahmehandlung vorliegt.

2. Ein zuvor zum notwendigen Betriebsvermögen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes gehörendes Grundstück scheidet nicht bereits dadurch aus dem Betriebsvermögen aus, dass es als Bauland behandelt wird und im Hinblick auf die geringe Größe und die umliegende Bebauung nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden kann.

3. Die Einführung der Bodengewinnbesteuerung ab 1. Juli 1970 führte nicht dazu, dass Grundstücke, die zuvor in Folge einer Nutzungsänderung vom notwendigen zu gewillkürtem Betriebsvermögen geworden waren, nur aufgrund einer erneuten Widmung Betriebsvermögen bleiben konnten.

EStG §§ 4 Abs. 1, 13.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 1. Juni 2006 15 K 2167/04 E (EFG 2006, 1499)

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BFH-Urteil vom 10.7.2008 (IX R 90/07) BStBl. 2009 II S. 816

1. Der Beginn der Feststellungsfrist für einen Verlustfeststellungsbescheid nach § 10d EStG bestimmt sich nach § 170 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, § 181 Abs. 1 Satz 1 AO.

2. § 10d Abs. 4 Satz 6 EStG gilt nach § 52 Abs. 25 Satz 5 EStG nicht, wenn die Feststellungsfrist zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des JStG 2007 bereits abgelaufen war; § 181 Abs. 5 AO hemmt nicht den Ablauf der Feststellungsfrist.

AO § 181 Abs. 5; EStG § 10d Abs. 3 i.d.F. des StandOG, § 10d Abs. 4 Satz 6, § 52 Abs. 25 Satz 5.

Vorinstanz: Hessisches FG vom 14. September 2007 13 K 3578/06

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BFH-Urteil vom 10.7.2008 (VI R 21/07) BStBl. 2009 II S. 818

Die betriebliche Einrichtung eines Kunden des Arbeitgebers ist keine regelmäßige Arbeitsstätte i.S. des § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 EStG a.F. bzw. § 8 Abs. 2 Satz 3 EStG. Die Vorschriften kommen demnach auch dann nicht zur Anwendung, wenn ein Arbeitnehmer bei einem Kunden des Arbeitgebers längerfristig eingesetzt ist.

EStG a.F. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4; EStG § 3 Nr. 16, § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5, § 8 Abs. 2 Satz 3, § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 42d Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz vom 13. September 2006 3 K 1343/05

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BFH-Urteil vom 18.12.2008 (VI R 49/06) BStBl. 2009 II S. 820

1. Aus dem Spielbanktronc finanzierte Zahlungen an die Arbeitnehmer der Spielbank sind keine steuerfreien Trinkgelder i.S. des § 3 Nr. 51 EStG.

2. Der Begriff des Trinkgelds, der auch § 3 Nr. 51 EStG zugrunde liegt, setzt grundsätzlich ein Mindestmaß an persönlicher Beziehung zwischen Trinkgeldgeber und Trinkgeldnehmer voraus.

3. Wenn der Arbeitgeber selbst Gelder tatsächlich und von Rechts wegen an- und einnehmen, verwalten und buchungstechnisch erfassen muss, sind dies keine dem Arbeitnehmer von Dritten gegebenen Trinkgelder i.S. des § 3 Nr. 51 EStG.

GG Art. 31, Art. 70 Abs. 1, Art. 105 Abs. 2; FGO § 155; ZPO § 560; EStG § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 3 Nr. 51; BGB § 134; SpBG § 11.

Vorinstanz: FG Berlin vom 12. Juni 2006 9 K 9093/06 (EFG 2006, 1405)

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BFH-Urteil vom 9.7.2009 (VI R 21/08) BStBl. 2009 II S. 822

Die betriebliche Einrichtung eines Kunden des Arbeitgebers ist keine regelmäßige Arbeitsstätte i.S. des § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 EStG. Die Vorschrift kommt demnach auch dann nicht zur Anwendung, wenn ein Arbeitnehmer bei einem Kunden des Arbeitgebers längerfristig eingesetzt ist (Festhalten am Senatsurteil vom 10. Juli 2008 VI R 21/07, BFHE 222, 391, BFH/NV 2008, 1923).

EStG § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 24. Oktober 2007 12 K 611/04 (EFG 2008, 1115)

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BFH-Beschluss vom 1.7.2009 (V S 10/07) BStBl. 2009 II S. 824

Der Senat nimmt seine Vorlage an den Gemeinsamen Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes zur Frage der Statthaftigkeit einer Gegenvorstellung gegen einen Beschluss über einen Antrag auf PKH (Beschluss vom 26. September 2007 V S 10/07, BFHE 219, 27, BStBl II 2008, 60) zurück.

FGO § 142, ZPO § 114, RSprEinhG §§ 2, 11.

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BFH-Beschluss vom 25.8.2009 (VI B 69/09) BStBl. 2009 II S. 826

Es ist ernstlich zweifelhaft, ob das ab Veranlagungszeitraum 2007 geltende Abzugsverbot des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG betreffend Aufwendungen (hier: eines Lehrers, dem kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht) für ein häusliches Arbeitszimmer, mit Ausnahme der Fälle, in denen das Arbeitszimmer den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Betätigung bildet, verfassungsgemäß ist.

EStG § 9 Abs. 5 Satz 1 i.V.m. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b i.d.F. des StÄndG 2007; FGO § 69.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 2. Juni 2009 7 V 76/09

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BFH-Urteil vom 12.2.2009 (V R 61/06) BStBl. 2009 II S. 828

1. Eine Kommanditgesellschaft, die nachhaltig mit der Absicht, Einnahmen zu erzielen, eine Pferdezucht betreibt, ist umsatzsteuerrechtlich Unternehmer, auch wenn die Gewinnerzielungsabsicht fehlt.

2. Der Betrieb einer Pferdezucht in größerem Umfang mit erheblichen Umsätzen dient bei typisierender Betrachtung nicht in vergleichbarer Weise wie die ausdrücklich in § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 EStG genannten Gegenstände (Jagd, Fischerei, Segel- oder Motorjacht) einer überdurchschnittlichen Repräsentation, der Unterhaltung von Geschäftsfreunden, der Freizeitgestaltung oder der sportlichen Betätigung.

3. Die Voraussetzungen eines sog. Repräsentationseigenverbrauchs nach § 1 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 Buchst. c UStG in der bis zum 31. März 1999 geltenden Fassung sowie des Vorsteuerabzugsverbots nach § 15 Abs. 1a Nr. 1 UStG in der ab dem 1. April 1999 geltenden Fassung liegen in einem derartigen Fall nicht vor.

UStG 1993/1999 (Fassung bis zum 31. März 1999) § 1 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 Buchst. c; UStG 1993/1999 § 2 Abs. 1; UStG 1999 (Fassung ab dem 1. April 1999) § 15 Abs. 1a Nr. 1; EStG § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4; FGO § 127; Richtlinie 77/388/EWG Art. 17.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 21. September 2006 5 K 751/01 (EFG 2007, 637)

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BFH-Urteil vom 12.11.2008 (I R 77/07) BStBl. 2009 II S. 831

1. Werden Anteile an einer Kapitalgesellschaft I, bei deren Erwerb ein sog. Sperrbetrag nach § 50c Abs. 11 EStG 1997 ausgelöst wurde, in eine weitere Kapitalgesellschaft II im Wege einer Kapitalerhöhung eingebracht, und werden anschließend die Kapitalgesellschaft I wie auch später die Kapitalgesellschaft II formwechselnd in eine Personengesellschaft umgewandelt (sog. Doppelumwandlungsmodell), ist bei der Ermittlung des Umwandlungsgewinns jeweils ein Sperrbetrag (gemäß § 50c Abs. 11 EStG 1997 als unmittelbarer bzw. gemäß § 50c Abs. 7 EStG 1997 als mittelbarer Sperrbetrag) zu berücksichtigen.

2. Ein Sperrbetrag nach § 50c Abs. 11 EStG 1997 kann auch bei einem Anteilserwerb vor dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform vom 29. Oktober 1997 (BGBl I 1997, 2590, BStBl I 1997, 928) ausgelöst werden. § 50c Abs. 11 EStG 1997 wirkt nicht in verfassungswidriger Weise zurück.

EStG 1997 § 50c Abs. 7, Abs. 8 und 11; UmwStG 1995 § 4 Abs. 4, Abs. 5, § 14.

Vorinstanz: FG Münster vom 29. Juni 2007 14 K 1878/05 F (EFG 2007, 1617)

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BFH-Beschluss vom 22.12.2006 (VII B 121/06) BStBl. 2009 II S. 839

1. Kontrollbesuche der Steuerfahndung in Räumlichkeiten, die an Prostituierte zur Ausübung ihrer Erwerbstätigkeit vermietet worden sind, sind grundsätzlich - in angemessener und zumutbarer Häufigkeit - zur Aufdeckung und Ermittlung unbekannter Steuerfälle i.S. des § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 AO 1977 hinreichend veranlasst. Der mögliche (Neben-)Effekt, die Prostituierten zu veranlassen, ihre steuerlichen Pflichten zu erfüllen bzw. am "Düsseldorfer Verfahren" teilzunehmen, ist mit dem Ermittlungsauftrag der Steuerfahndung nicht unvereinbar.

2. Der Vermieter kann sich gegenüber den Kontrollbesuchen nicht auf ein Abwehrrecht als Inhaber des Hausrechts an den vermieteten Räumen bzw. an den gemeinschaftlich zu nutzenden Bereichen berufen, da die Kontrollbesuche bei den Mieterinnen selbst nicht als "Eingriffe und Beschränkungen" i.S. des Art. 13 Abs. 7 GG zu qualifizieren sind.

GG Art. 2, Art. 13, Art. 14, Art. 19 Abs. 4; AO 1977 § 85, § 88, § 92, § 99 Abs. 1, § 155, § 200 Abs. 3 Satz 2, § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3; FGO § 90 Abs. 1 Satz 2, § 114 Abs. 1 Satz 2, § 114 Abs. 3; GVG § 17a Abs. 5; ZPO § 920 Abs. 2.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 6. April 2006 4 V 7/06 (EFG 2006, 947)

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BFH-Urteil vom 29.4.2008 (VIII R 28/07) BStBl. 2009 II S. 842

1. War der Steuerpflichtige nicht im Besitz einer Kapitalertragsteuerbescheinigung nach § 45a Abs. 2 EStG, so konnte eine Anrechnung der - eventuell - einbehaltenen und abgeführten Kapitalertragsteuer auch bereits nach der im Streitjahr 1993 geltenden Fassung des § 36 Abs. 2 Nr. 2 EStG nicht stattfinden.

2. Ist dem Steuerpflichtigen bewusst, dass er ohne Kapitalertragsteuerbescheinigung eine Anrechnung der Kapitalertragsteuer nicht herbeiführen kann, und gibt er deshalb Kapitaleinkünfte in seiner Steuererklärung in dem Bewusstsein nicht an, bei wahrheitsgemäßer Erklärung die Kapitalerträge wegen der fehlenden Anrechnungsmöglichkeit gewissermaßen ein "zweites Mal" versteuern zu müssen, so kann in diesem Verhalten eine Steuerhinterziehung zu erblicken sein.

3. Erfasst die gerügte Gehörsverletzung nicht das Gesamtergebnis des Verfahrens, sondern bezieht sich lediglich auf einzelne Feststellungen, so liegt kein Fall des § 119 Nr. 3 FGO vor, so dass die Entscheidung über diese Verfahrensrüge gemäß § 126 Abs. 6 FGO keiner Begründung bedarf.

EStG § 36 Abs. 2 Nr. 2, § 45a Abs. 2; AO § 370; FGO § 126 Abs. 6, § 96 Abs. 1; GG Art. 103 Abs. 1.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG vom 22. November 2006 2 K 30186/03 (EFG 2008, 95)

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BFH-Urteil vom 28.10.2008 (IX R 1/07) BStBl. 2009 II S. 848

1. Wer Aufwendungen für seine zunächst selbst bewohnte, anschließend leer stehende und noch nicht vermietete Wohnung als vorab entstandene Werbungskosten geltend macht, muss seinen endgültigen Entschluss, diese Wohnung zu vermieten, durch ernsthafte und nachhaltige Vermietungsbemühungen belegen.

2. Die Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit der Vermietungsbemühungen dienen als Belege (Beweisanzeichen) für die Einkünfteerzielungsabsicht, deren Feststellung und Würdigung im Wesentlichen dem FG als Tatsacheninstanz obliegt.

EStG § 9 Abs. 1, § 21 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Köln vom 19. April 2006 5 K 3607/04 (EFG 2007, 843)

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BFH-Beschluss vom 27.3.2009 (VIII B 184/08) BStBl. 2009 II S. 850

1. Aufwendungen eines Steuerpflichtigen für ein häusliches Arbeitszimmer sind nicht deshalb bei den Einkünften aus Kapitalvermögen in voller Höhe abzuziehen, weil der Steuerpflichtige Anlageentscheidungen ausschließlich im Arbeitszimmer trifft.

2. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG in der bis zum Veranlagungszeitraum 2006 geltenden Fassung ist gemäß § 9 Abs. 5 EStG auf die Einkünfte aus Kapitalvermögen mit der Maßgabe sinngemäß anzuwenden, dass bei der Bestimmung des Mittelpunkts der gesamten betrieblichen oder beruflichen Tätigkeit auf die gesamte der Erzielung von Einkünften dienende Tätigkeit des Steuerpflichtigen abzustellen ist.

EStG § 3 Nr. 9, § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b, § 9 Abs. 1 Satz 1, § 9 Abs. 5, § 34 Abs. 1, § 52 Abs. 4a; FGO § 115 Abs. 2 Nr. 1, § 115 Abs. 2 Nr. 2.

Vorinstanz: FG Nürnberg vom 14. August 2008 4 K 875/2008

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BFH-Urteil vom 27.5.2009 (II R 53/07) BStBl. 2009 II S. 852

1. Die Eigenschaft als Betriebsvermögen i.S. des § 13a Abs. 1 und 4 ErbStG a.F. geht nicht allein deshalb verloren, weil die künstlerische Tätigkeit aufgrund ihrer höchstpersönlichen Natur von den Erben nicht fortgesetzt werden kann.

2. Ist bei einem Rechtsstreit über die Rechtmäßigkeit der Versagung des Freibetrags nach § 13a Abs. 1 ErbStG a.F. das FG der Ansicht, die Voraussetzungen für die Gewährung des Freibetrags seien zunächst erfüllt gewesen, hat es bei Vorliegen entsprechender Anhaltspunkte zu prüfen, ob der Freibetrag gemäß § 13a Abs. 5 ErbStG a.F. ganz oder teilweise mit Wirkung für die Vergangenheit weggefallen ist.

ErbStG a.F. § 13a Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, Abs. 5; AO § 175; FGO § 100 Abs. 1 Satz 1.

Vorinstanz: FG Münster vom 25. Oktober 2007 3 K 4323/05 Erb (EFG 2008, 398)

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BFH-Urteil vom 30.3.2009 (II R 62/06) BStBl. 2009 II S. 854

Ist Gegenstand des Erwerbs ein mit Altlasten kontaminiertes Grundstück und verpflichtet sich der Erwerber im Grundstückskaufvertrag zu dessen Sanierung, gehören die entstandenen Kosten nicht zur Gegenleistung, wenn bei Abschluss des Grundstückskaufvertrags noch keine Sanierungsverfügung an den Veräußerer ergangen war.

GrEStG § 8 Abs. 1, § 9 Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Münster vom 17. August 2006 8 K 2650/03 GrE (EFG 2007, 283)

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BFH-Beschluss vom 27.5.2009 (II R 64/08) BStBl. 2009 II S. 856

Das BMF wird aufgefordert, dem Verfahren beizutreten, um zu der Frage Stellung zu nehmen, ob die in § 8 Abs. 2 GrEStG angeordnete Heranziehung der Grundbesitzwerte i.S. des § 138 BewG als Bemessungsgrundlage der Grunderwerbsteuer verfassungsgemäß ist.

GG Art. 3 Abs. 1; GrEStG § 1 Abs. 3 Nr. 3, § 8 Abs. 2, § 16; BewG § 138.

Vorinstanz: FG Münster vom 17. September 2008 8 K 4809/06 GrE (EFG 2008, 1996)

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BFH-Urteil vom 28.5.2009 (VI R 27/06) BStBl. 2009 II S. 857

1. Zukunftssicherungsleistungen, die ein inländischer Arbeitgeber für einen unbeschränkt steuerpflichtigen schwedischen Arbeitnehmer auf vertraglicher Grundlage an niederländische und schwedische Versicherungsunternehmen entrichtet, sind Arbeitslohn, der nicht nach § 3 Nr. 62 Satz 1 EStG von der Steuer befreit ist.

2. Der Umstand, dass § 3 Nr. 62 EStG Zukunftssicherungsleistungen des Arbeitgebers nur steuerfrei stellt, wenn diese aufgrund einer materiell gesetzlichen Verpflichtung geleistet werden, verstößt nicht gegen EU-Recht. Insoweit liegt weder eine Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit i.S. des Art. 39 EG, noch der Niederlassungsfreiheit i.S. des Art. 43 EG oder der Dienstleistungsfreiheit i.S. des Art. 49 EG vor.

EStG § 3 Nr. 62; EG Art. 39, Art 43, Art. 49.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 6. April 2006 15 K 3630/04 H (L) (EFG 2006, 1495)

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BFH-Urteil vom 23.4.2009 (V R 52/07) BStBl. 2009 II S. 860

Ein Wiederverkäufer kann nicht die Differenzbesteuerung nach § 25a Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 Buchst. b UStG bzw. Art. 26a der Richtlinie 77/388/EWG für die Weiterveräußerung eines Gegenstandes beanspruchen, wenn er den Gegenstand von einem Unternehmer erworben hat, der für diese Lieferung zu Unrecht die Differenzbesteuerung angewendet hat.

UStG 1993 § 25a; Richtlinie 77/388/EWG Art. 26a.

Vorinstanz: FG Münster vom 25. April 2007 5 K 3443/04 U

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BFH-Urteil vom 30.4.2009 (V R 4/07) BStBl. 2009 II S. 863

Eine Geschäftsveräußerung i.S. des § 1 Abs. 1a UStG durch Übertragung eines vermieteten oder verpachteten bebauten Grundstücks liegt auch dann vor, wenn dieses nur teilweise vermietet oder verpachtet ist, die nicht genutzten Flächen aber zur Vermietung oder Verpachtung bereitstehen, da hinsichtlich dieser Flächen auf die Fortsetzung der bisherigen Vermietungsabsicht abzustellen ist. Für die Fortführung einer selbständigen wirtschaftlichen Vermietungstätigkeit durch den erwerbenden Unternehmer reicht es aus, wenn dieser einen Mietvertrag übernimmt, der eine nicht unwesentliche Fläche der Gesamtnutzfläche des Grundstücks umfasst.

UStG 1993 § 1 Abs. 1a, § 15a Abs. 1 Sätze 1 und 2, Abs. 4 und 6a Satz 1; FGO § 139 Abs. 4; Richtlinie 77/388/EWG Art. 5 Abs. 8.

Vorinstanz: FG Köln vom 12. Dezember 2006 8 K 1130/05 (EFG 2007, 456)

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BFH-Urteil vom 13.5.2009 (XI R 75/07) BStBl. 2009 II S. 865

Umsätze aus dem Verkauf von Listen mit persönlichen Angaben von kontaktsuchenden Personen (sog. Kontaktlisten), die für eine unbestimmte Anzahl von Interessenten hergestellt werden, unterliegen als Lieferungen von Druckerzeugnissen dem ermäßigten Steuersatz.

UStG 1993 § 3 Abs. 1 und 9, § 12 Abs. 1 und 2 Nr. 1 i.V.m. Nr. 49 Buchst. a der Anlage.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 24. Juli 2007 12 K 50/06 (EFG 2008, 652)

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BFH-Urteil vom 13.5.2009 (XI R 84/07) BStBl. 2009 II S. 868

1. Wechselt der Organträger infolge einer Veräußerung der Anteile an der Organgesellschaft zeitlich nach dem Bezug einer Leistung durch die Organgesellschaft, aber noch vor Erhalt der Rechnung, steht das Recht zum Vorsteuerabzug aus diesem Leistungsbezug nicht dem neuen Organträger zu.

2. Die Berechtigung des Organträgers zum Vorsteuerabzug aus Eingangsleistungen der Organgesellschaft richtet sich nach den Verhältnissen im Zeitpunkt des Leistungsbezugs, nicht der Rechnungserteilung.

UStG 1993 § 2 Abs. 2 Nr. 2, § 14, § 15 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 4 Abs. 4 Unterabs. 2, Art. 10 Abs. 2 Satz 1, Art. 17 Abs. 1 und Abs. 2 Buchst. a, Art. 18 Abs. 1 Buchst. a, Art. 22 Abs. 3.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG vom 2. Oktober 2007 4 K 9/06 (EFG 2008, 341)

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BFH-Urteil vom 28.5.2009 (V R 2/08) BStBl. 2009 II S. 870

1. Zahlt der Unternehmer dem Abnehmer einen Teil der für die Lieferung vereinnahmten Gegenleistung zurück - hier aufgrund § 130a SGB V -, ist die nach der Rückzahlung verbleibende Gegenleistung gemäß §§ 10, 17 UStG in Entgelt und Umsatzsteuer aufzuteilen. Dementsprechend ist auch der Rückzahlungsbetrag aufzuteilen.

2. § 130a SGB V enthält keine Regelung zu den umsatzsteuerrechtlichen Auswirkungen, die sich aus dem aufgrund dieser Vorschrift tatsächlich zurückgezahlten "Abschlag" ergeben.

UStG 1999 § 17 Abs. 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 11.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 6. November 2007 1 K 450/04 (EFG 2008, 650)

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BFH-Urteil vom 25.6.2009 (V R 37/08) BStBl. 2009 II S. 873

1. Unternehmer sind nach § 2 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 UStG selbständig tätig und daher im Regelfall nicht sozialversicherungspflichtig.

2. Gesetzlich geschuldete Sozialversicherungsbeiträge können kein Entgelt i.S. von § 10 UStG sein.

UStG 1993 § 2 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1, § 10; Richtlinie 77/388/EWG Art. 4 Abs. 1 und Abs. 4, Art. 11 Teil A Abs. 1 Buchst. a.

Vorinstanz: Hessisches FG vom 9. September 2008 6 K 2462/07

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BFH-Urteil vom 18.2.2009 (V R 82/07) BStBl. 2009 II S. 876

1. Saniert ein Treuhänder ein Gebäude für Zwecke einer umsatzsteuerpflichtigen Vermietung, ist der Treuhänder und nicht der Treugeber aufgrund der im Namen des Treuhänders bezogenen Bauleistungen zum Vorsteuerabzug berechtigt.

2. Die Hinzuziehung eines Dritten nach § 174 Abs. 4 und 5 AO muss vor Ablauf der für den Dritten geltenden Festsetzungsfrist erfolgen.

UStG 1993 § 15; Richtlinie 77/388 EWG Art. 17; AO 174.

Vorinstanz: Sächsisches FG vom 11. Oktober 2007 2 K 365/07 (EFG 2008, 818)

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BFH-Urteil vom 14.5.2009 (IV R 27/06) BStBl. 2009 II S. 881

1. Der Steuerpflichtige hat einen Anspruch auf die im pflichtgemäßen Ermessen der Finanzbehörde stehende Gewährung einer Steuervergünstigung nach § 3 Abs. 1 ZRFG, wenn die Finanzverwaltung in einschlägigen Verwaltungsanweisungen eine dahingehende Selbstbindung eingegangen ist.

2. Bei einer Betriebsaufspaltung sind Besitz- und Betriebsgesellschaft dann betriebsvermögensmäßig miteinander verbunden, wenn sich die personelle Verflechtung aus der Beteiligung an den Gesellschaften ergibt und nicht nur auf einem rein tatsächlichen Herrschaftsverhältnis beruht (Konkretisierung des BFH-Beschlusses vom 26. März 1993 III S 42/92, BFHE 171, 164, BStBl II 1993, 723).

ZRFG § 3 Abs. 1, § 3 Abs. 2, § 3 Abs. 2a; GG Art. 3 Abs. 1; FGO § 102.

Vorinstanz: FG Hamburg vom 8. März 2006 V 57/03 (EFG 2006, 1388)

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BVerfG-Beschluss vom 22.5.2009 (2 BvR 310/07) BStBl. 2009 II S. 884

Die Gewährung des Entlastungsbetrags nach § 24b EStG nur für Alleinerziehende unter Ausschluss von Steuerpflichtigen, die die Voraussetzungen für eine Ehegattenveranlagung erfüllen, stellt keine Verletzung von Grundrechten dar.

GG Art. 3 Abs. 1, Art. 6 Abs. 1; EStG § 24b.

Vorinstanz: Bundesfinanzhof vom 19. Oktober 2006 III R 4/05 (BStBl II 2007, 637)

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BFH-Urteil vom 12.5.2009 (IX R 45/08) BStBl. 2009 II S. 891

1. Die Änderung eines Steuerbescheids wegen nachträglich bekannt gewordener Tatsachen gemäß § 173 AO kommt nicht in Betracht, wenn das FA bei ursprünglicher Kenntnis der Tatsachen nicht anders hätte entscheiden können.

2. Die Feststellung der Verfassungswidrigkeit eines Steuergesetzes durch das BVerfG ist keine Tatsache i.S. von § 173 AO.

AO § 165 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3, § 173 Abs. 1, § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2.

Vorinstanz: FG Köln vom 12. Juni 2008 10 K 1820/05 (EFG 2008, 1593)

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BFH-Urteil vom 11.2.2009 (X R 51/06) BStBl. 2009 II S. 892

Beantragt der Kläger im Klageverfahren, einen Vorläufigkeitsvermerk zu erweitern, und beantragt er im Revisionsverfahren, die Einkommensteuer herabzusetzen, liegt eine unzulässige Klageänderung i.S. der §§ 67, 123 FGO vor.

Die Reichweite eines Einspruchs gegen einen (mehrere Festsetzungen umfassenden) Sammelbescheid richtet sich nach der Beschwer, die sich aus der Begründung des Einspruchs ergibt (Anschluss an BFH-Urteil vom 8. Mai 2008 VI R 12/05, BFHE 222, 196, BStBl II 2009, 116).

FGO §§ 67, 118 Abs. 2, 123; AO § 347.

Vorinstanz: FG Münster vom 18. November 2005 11 K 3561/04 E (EFG 2007, 1187)

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BFH-Urteil vom 16.6.2009 (II R 54/06) BStBl. 2009 II S. 896

Der Anbau von sog. Zuckermais ist bewertungsrechtlich als gärtnerische Nutzung zu beurteilen.

BewG § 22, § 34 Abs. 2, § 40 Abs. 2, § 48a Satz 1 Nr. 2.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 13. Juli 2006 8 K 36/02 (EFG 2006, 1806)

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BFH-Urteil vom 17.9.2008 (IX R 70/06) BStBl. 2009 II S. 897

Ein verbleibender Verlustvortrag ist auch dann erstmals gemäß § 10d Abs. 4 Satz 1 EStG gesondert festzustellen, wenn der Einkommensteuerbescheid für das Verlustentstehungsjahr zwar bestandskräftig ist, darin aber keine nicht ausgeglichenen negativen Einkünfte berücksichtigt worden sind (Änderung der Rechtsprechung gegenüber BFH-Urteilen vom 9. Dezember 1998 XI R 62/97, BFHE 187, 523, BStBl II 2000, 3, und vom 9. Mai 2001 XI R 25/99, BFHE 195, 545, BStBl II 2002, 817).

EStG § 10d Abs. 4.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 16. August 2006 16 K 5362/05 F

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BFH-Urteil vom 29.4.2009 (I R 74/08) BStBl. 2009 II S. 899

1. Nur ein Wertverlust, der mindestens während der halben Restnutzungsdauer des Wirtschaftsgutes andauert, ermöglicht bei abnutzbaren Wirtschaftsgütern eine Teilwertabschreibung (Bestätigung des Senatsurteils vom 14. März 2006 I R 22/05, BFHE 212, 526, BStBl II 2006, 680).

2. Die verbleibende Nutzungsdauer ist bei Gebäuden nach § 7 Abs. 4 und 5 EStG 1997, bei anderen Wirtschaftsgütern grundsätzlich nach den amtlichen AfA-Tabellen zu bestimmen (Bestätigung des BMF-Schreibens vom 25. Februar 2000, BStBl I 2000, 372 Tz. 6). Dies gilt auch dann, wenn der Steuerpflichtige beabsichtigt, das Wirtschaftsgut vor Ablauf seiner betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer zu veräußern.

EStG 1997 i.d.F. des StEntlG 1999/2000/2002 § 4 Abs. 1, § 5 Abs. 1, § 6 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, 2 und 3, § 7 Abs. 4 und 5.

Vorinstanz: FG Münster vom 27. Juni 2008 9 K 3138/06 K,G (EFG 2008, 1631)

 

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